Nachruf
Zum Tod von Klaus Gmeiner
Der 1932 in Bregenz geborene Hörfunk- und Theaterregisseur Klaus Gmeiner studierte ab 1954 am Salzburger Mozarteum Schauspiel und Regie und war dabei Studienkollege (und Wohnungsnachbar) von Thomas Bernhard. Danach war er als Dramaturg und Regisseur am Salzburger Landestheater tätig. Nach Stationen am Schauspielhaus Graz als Opern- und Schauspiel-Regisseur und ab 1967 als Oberspielleiter am Stadttheater St. Gallen leitete er ab 1971 im ORF-Landesstudio Salzburg die Literatur- und Hörspielabteilung.
Unschätzbare Verdienste erwarb er sich dabei vor allem durch die Produktion von etwa 400 Hörspielen unter Mitwirkung der bedeutendsten Schauspielerinnen und Schauspieler, die bei den Festspielen gastierten; Salzburg wurde dadurch neben Wien zur ersten Adresse für Literatur im Hörfunk in Österreich. Darüber hinaus gestaltete er etwa 720 Sendungen der Reihe „Du holde Kunst“.
Ab 1985 war er außerdem die zentrale Persönlichkeit des Salzburger Straßentheaters: „De jure war Klaus Gmeiner nur Regisseur des Salzburger Straßentheaters“, schreibt Hedwig Kainberger in den „Salzburger Nachrichten“; „de facto war er Mann für fast alles: Dramaturg, Intendant, Inspizient, Organisator und Regisseur in einem.“
Bei den Rauriser Literaturtagen wirkte er von 1972 bis 1976 zunächst als Mitglied der Jury zum Rauriser Literaturpreis. Für 1990 wurde er als Nachfolger des damaligen Leiters Franz Mayrhofer angefragt, schlug aber dann selbst Brita Steinwendtner vor, der er während ihrer so erfolgreichen Intendanz nicht nur als Berater zur Seite stand, sondern deren Programm er auch immer wieder durch herausragende Regiearbeiten bereicherte.
So inszenierte er Uraufführungen von Michael Köhlmeiers Einakter „Like Bob Dylan“ (1974), des Einakters „Carl und das Skelett“ von Herbert Fleck (1977), von Fritz Hochwälders Stück „Der verschwundene Mond“ (1985), von H. C. Artmanns Dramolett „off to liverpool oder ein engel hilft mir frühaufstehn“ (1991) und von Ingeborg Bachmanns Jugendwerk „Carmen Ruidera“ (1996).
Weitere Inszenierungen, meist als Lese- oder Hörspielaufführungen, galten u.a. Gotthold Ephraim Lessing („Der junge Gelehrte“, 1975), Franz Xaver Kroetz („Das Nest“, 1976), Friedrich Dürrenmatt („Der Meteor“, 1981), Thomas Hürlimann („Großvater und Halbbruder“, 1982), Tankred Dorst („Ich, Feuerbach“, 1987), Felix Mitterer („Die Kinder des Teufels“, 1990), Hans Magnus Enzensberger („Requiem für eine romantische Frau“, 1992), Peter Turrini („Josef und Maria“, 1994) sowie einer Reihe „Rauriser Dramolette“ von Ilse Aichinger, Thomas Hürlimann, Michael Köhlmeier, Adolf Muschg, Patrick Roth und Gabriele Wohmann (1995).
Gmeiners letzte Arbeiten für Rauris waren Elisabeth Reicharts „Sakkorausch“ (2001), eine Thomas-Bernhard-Lesung mit Sylvester Groth (2006) und Ulrich Bräkers „Räsonierendes Bauerngespräch über das Bücherlesen“ (2010).
Die Verantwortlichen der Rauriser Literaturtage werden sich stets in Respekt und Dankbarkeit an diese prägende Persönlichkeit der Salzburger Literaturszene nach 1945 erinnern.
Manfred Mittermayer und Ines Schütz
Foto: Klaus Gmeiner bei seinem letzten Rauriser Auftritt, Ausstellungseröffnung 2021, ©lichtfarben